Zucht


Zucht von Bartagamen


Auf Grund des Umfangs haben wir dieses komplexe Thema in mehrere Unterthemen gegliedert, um es übersichtlicher zu gestalten. Klickt einfach die untenstehenden Unterthemen an, um direkt dorthin zu springen.

1. Einleitung

2. Zuchtvorbereitung

3. Eiablage

4. Inkubation

5. Pflege der Babys





1. Einleitung

Wer vorhat, Bartagamen zu züchten, sollte sich darüber im Klaren sein, dass ein solches Unterfangen durchaus zeitintensiver, kostenspieliger und nervenaufreibender sein kann als zunächst angenommen. Sobald die Eiablage erfolgt ist, wird sich die Mutter für ihren Nachwuchs nicht mehr zuständig fühlen; allerdings werden vom Zeitpunkt der Eiablage bis zur Abgabereife noch ca. vier Monate vergehen. 

Für die Nachzucht wird außerdem ein Inkubator benötigt, in dem die Eier ausgebrütet werden können. Wenn die Kleinen dann erst mal geschlüpft sind, muss natürlich auch ein weiteres Terrarium für den Nachwuchs vorhanden sein. Auf keinen Fall darf die Nachzucht mit älteren Artgenossen in dasselbe Terrarium gesetzt werden! Selbst das Muttertier würde ihren eigenen Nachwuchs mit Lebendfutter verwechseln. Ein eigenes Terra für die Nachzucht ist also zwingend erforderlich.

Spätestens wenn die Jungtiere dann erst einmal ein abgabefähiges Alter erreicht haben (frühestens im Alter von 6 Wochen, besser wären schon 8 Wochen), wird man sich folgende Fragen stellen müssen: was mache ich mit dem Nachwuchs, behalten oder verkaufen? Wäre ich notfalls wirklich in der Lage, die Tiere in ein Zoogeschäft zu geben? Was ist, wenn ich die Tiere überhaupt nicht loswerde?

Ein solches Projekt sollte außerdem niemals mit dem Gedanken begonnen werden, den Job zu kündigen und sich von dem Erlös eine Insel zu kaufen. Das wird nicht funktionieren. Rechnet man die Kosten für Futter (die Kosten für Futter sollten nicht unterschätzt werden, kaum vorstellbar was so kleine Tierchen fressen können), Strom und Terra einem eventuellen Erlös gegen, wird man vielleicht sogar feststellen müssen, dass von dem erhofften Geldsegen überhaupt nichts mehr übrig bleibt....

Die Zucht von Bartagamen sollte also eine wohlüberlegte Entscheidung sein, die Einiges an Vorplanung erfordert.


Ein Inkubator ist für die Entwicklung der Eier unabdingbar

2. Zuchtvorbereitung

Von der Paarung bis zur Eiablage vergehen in der Regel zwischen drei und sechs Wochen. Eine zuverlässigere Datierung des Zeitraums ist nicht möglich, da Bartagamen die seltene Fähigkeit der Spermienspeicherung besitzen. Die Spermien bleiben im Körper des Weibchens solange am Leben, dass aus einer Paarung sogar mehrere Gelege resultieren können.


Paarung Davy und Nora

Es bleiben also in etwa drei bis sechs Wochen, bis alles Nötige vorbereitet sein muss: ein Inkubator, ein Aufzuchtterra mit der notwendigen Beleuchtung, Brutsubstrat sowie ein Thermo- und ein Hygrometer (falls nicht mit dem Inkubator bereits mitgeliefert) müssen vorhanden sein.

Da die Schalen der Eier hauptsächlich aus Kalzium bestehen, wird das trächtige Weibchen während dieses Zeitraums einen überdurchschnittlich hohen Kalziumbedarf aufweisen. In dieser Phase ist also neben der obligatorischen Futtervielfalt (Lebend- und Grünfutter sowie Gemüse) vor allem auf kalziumreiches Futter zu achten. Hin und wieder eignen sich auf Grund ihres hohen Kalzium-Gehalts auch Mäuse-Babys; weitere Möglichkeiten sind die Anreicherung des Futters mit Kalzium sowie die (ebenfalls obligatorische) Schüssel mit zerkleinerter Sepiashale.

3. Eiablage

Mit der Zunahme des Körperumfangs wird das Weibchen immer weniger Futter zu sich nehmen. Nichtsdestotrotz sollte deswegen nicht weniger Futter angeboten werden. Nach ca. drei bis vier Wochen wird der Körperumfang des trächtigen Weibchens deutlich zugenommen haben. Jetzt kann man vielleicht sogar schon Beulen am Bauch des Weibchens erkennen. Behutsamer und vorsichtiger Umgang mit dem Weibchen hat jetzt oberste Priorität. Spätestens jetzt lässt sich auch beobachten, wie das Weibchen zunehmend unruhiger wird und einen geeigneten Platz für die Eiablage sucht.

Dabei kann es durchaus vorkommen, dass das Weibchen auf der Suche nach einem geeigneten Platz den halben Terrarienboden umgräbt. Dabei gräbt es sich ein Loch schräg nach unten. Wenn dieses tief genug ist (in etwa die Kopf-Rumpf-Länge des Tieres), legt es dort die Eier ab. Da die Tiere ansonsten beim Graben viel zu früh den Terrarienboden erreichen und nicht weiter graben können, empfielt es sich, dem Weibchen einen geeigneten Eiablageplatz selbst zu schaffen. Ansonsten wird sie die Eier vielleicht woanders, im schlimmsten Fall sogar überhaupt nicht ablegen, was zur Legenot und letztlich zum Tod führen kann.

Als Eiablagemöglichkeit ließe sich beispielsweise an einem leicht erreichbaren Platz einen Sandhügel anhäufen. Zur besseren Stabilität der Höhle kann der Sand eventuell mit Vermiculit oder auch mit Lehm angereichert werden, muss aber nicht. Wichtiger ist es, den Hügel ständig feucht zu halten, damit der Sand auch grabfähig bleibt und die Eiablagehöhle nicht bei der kleinsten Erschütterung in sich zusammenbricht. Damit das Weibchen den angehäuften Sandhügel schneller als Eiablagemöglichkeit erkennt, empfiehlt es sich außerdem, eine kleine Höhle schon mal vorzugraben und das trächtige Weibchen davorzusetzen. Mit etwas Geduld wird das Weibchen die vorgegrabene Höhle als Eiablage akzeptieren und weitergraben. Dies kann unter Umständen jedoch Tage dauern; in diesem Zeitraum muss die Höhle immer wieder nachgefeuchtet werden, damit sie stabil und grabfähig bleibt.


Luna beim Graben einer Eiablage

Nachdem das Weibchen tief genug gegraben hat, legt es ihre Eier in das vorgegrabene Loch. Um die Eier vor Fressfeinden zu schützen, schieben die meisten Weibchen nach der Eiablage den Aushub mit den Hinterbeinen wieder zurück in die Höhle. Nur einige wenige Weibchen lassen die Höhle offen. Bei manchen Weibchen kann man sogar beobachten, wie sie den zurückgeschobenen Aushub mit dem Kopf wieder richtig festklopfen, manche glätten auch den zugeschütteten Höhleneingang mit dem Schwanz, um endgültig alle Spuren zu verwischen. Der Inkubator sollte zu diesem Zeitpunkt natürlich schon laufen und eine konstante Temperatur aufweisen. Von diesem Augenblick an wird sich die Mutter nicht mehr um ihren Nachwuchs kümmern.

 

Cera bei der Eiablage; gut zu erkennen ist hier auch der Aushub vor dem Höhleneingang, der später wieder verwendet wird, um die Höhle zuzuschütten

Nach der Eiablage wird das Weibchen eingefallen und müde aussehen. Keines unserer Weibchen hat bislang mehr als 21 Eier gelegt, in der Fachliteratur ist jedoch sogar von bis zu 40 Eiern pro Gelege die Rede. Kein Wunder also, dass eine Bartagame mit bis zu 40 Eiern weniger im Bauch so faltig aussieht wie ein zerstochenes Schlauchboot. Gönnt dem Tierchen also ruhig ein paar Extra-Streicheleinheiten; mehrere Fütterungen, verteilt über die folgenden Tage, sowie ein lauwarmes Bad wird sie wieder aufbauen. Sie wird vermutlich auch durstig sein; eine mit Wasser aufgezogene Spritze, welche man ihr sukzessive auf die Schnauzenspitze tröpfelt, kann Abhilfe schaffen.


Unsere Luna vor der Eiablage 
    (siehe die Beulen am Bauch!) ....


.... während der Eiablage in einer 
    vorgefertigten Höhle .....


.... beim Zugraben der Höhle und
      Verwischen der Spuren ....


... und beim Zuklopfen der ver-  
  schütteten Höhle mit dem Kopf



4. Inkubation

Nun ist es also an der Zeit, die Eier baldmöglichst aus der zugeschütteten Höhle zu befreien; spätestens nach 24 Stunden sollten die Eier jedoch im Inkubator sein. Dabei sollte man so vorsichtig wie möglich vorgehen, um die weichen Eischalen nicht zu beschädigen; ein Pinsel ist für die Ausgrabung am besten geeignet. Wenn die Eier freigelegt sind -die Zahl der Eier bewegt sich in der Regel im zweistelligen Bereich- müssen sie vorsichtig herausgenommen und in bereits vorbereitetes Gefäß gegeben werden. Dabei dürfen die Eier auf keinen Fall gedreht oder auf den Kopf gestellt werden, da der Dotter, im Gegensatz zu bspw. Hühnereiern, nicht in der Mitte, sondern im unteren Bereich des Eies fixiert ist. Eine Drehung und damit eine Verlagerung des Dotters könnte kleine Blutgefäße zerstören und zum vorzeitigen Tod des sich entwickelnden Nachwuchses führen.

Wir verwenden als Ablagegefäß für die Eier immer die durchsichtigen Futtertierschachteln. Diese werden bis ca. 2 cm Höhe mit Brutsubstrat (z.B. Vermiculit) gefüllt. Vermiculit gibt es in jedem gut sortierten Zoofachhandel zu kaufen. Dabei handelt es sich um ein Mineral mit der Eigenschaft, Feuchtigkeit auch aus der Luft aufzunehmen und bei Bedarf abgeben zu können, was eine konstante Luftfeuchtigkeit in den Futtertierschachteln garantiert. Das Vermiculit wird mit Wasser angefeuchtet (nicht nass!). In dieses Vermiculit werden nun mit dem Daumen Wölbungen eingedrückt (wir legen bspw. immer 6 Eier in eine Futtertierschachtel). Bevor die Eier in der Futtertierschachtel platziert werden, stellen wir die vorbereitete Schachtel nochmal in den Inkubator, um das feuchte Vermiculit schon mal auf Temperatur zu bringen. Darin werden anschließend die Eier platziert, und zwar in derselben Lage wie man die Eier dem Terra entnommen hat. Dabei sollte in etwa die Hälfte des Eies von Vermiculit umgeben sein. Wir stecken an einem Ende der Futtertierschachtel immer zwei Wattestäbchen hinein und legen dann den Deckel der Futtertierschachtel darüber. Eventuell am Deckelinneren gebildetes Kondenswasser kann dadurch seitlich ablaufen und tropft somit nicht auf die Eier, wodurch Schimmelbildung auf der Oberfläche vermieden wird.

Das fertige Gefäß, hier bestehend aus einer Heimchenbox und Vermiculit

Hier ist der durch Wattestäbchen offengehaltene Deckel zu erkennen

Diese Heimchenboxen werden nun in den Inkubator gestellt, der mittlerweile eine konstante Temperatur und Luftfeuchtigkeit aufweisen sollte. Dabei sollte die Temperatur zwischen 26 und 29 Grad und die Luftfeuchtigkeit zwischen 85 und 95 % liegen. Gelegentlich muss das Brutsubstrat mit einer kleinen Spritze befeuchtet werden (nicht auf die Eier selbst spritzen!). Ein Hinweis auf fehlende Feuchtigkeit können bspw. eingefallene, nach innen gewölbte Eier sein; wenn eine Befeuchtung des Vermiculits jedoch keinen Effekt zeigt, ist es wahrscheinlich, dass diese Eier bereits abgestorben oder unbefruchtet sind. Ein weiterer typischer Indikator für ein abgestorbenes Ei wäre z.B. auch eine Verfärbung. Solche Eier sollten sofort entfernt werden.

Wenn man alles richtig gemacht hat, werden nach ca. 55 bis 75 Tagen die Jungtiere schlüpfen. Während die Eier über diesen Zeitraum hinweg kontinuierlich an Volumen gewinnen, können sie die letzten Tage vor dem Schlupf eventuell etwas schrumpfen; kurz vor dem Schlupf fallen die Eier vielleicht sogar regelrecht ein. Kein Grund zur Sorge - das ist völlig normal. Meist schlüpfen nicht alle Babys gleichzeitig; aus diesem Grund sollte eine weitere Heimchenbox mit feuchtem Küchenpapier ausgelegt und in den Inkubator gestellt werden. So lässt sich verhindern, dass die bereits geschlüpften Babys die noch Schlüpfenden stören oder gar verletzen. Das Schlüpfen kann durchaus auch mal 12 Stunden oder länger andauern. Keine Panik - auch das ist völlig normal. Auf keinen Fall sollte dem Baby dabei geholfen werden! Möglicherweise absorbiert es noch den Dottersack, aus dem es während der Inkubationsphase die Nährstoffe gezogen hat. Es kann sogar vorkommen, dass das geschlüpfte Tier noch Reste des Dottersacks an der Bauchseite hat. Auch diese Reste sollten nicht entfernt werden! Wenn der Rest des Dottersacks vollständig absorbiert ist, fällt er von selbst ab. Bis es soweit ist, dient unsere bereits vorbereitete und mit angefeuchtetem Küchenpapier gefüllte Heimchenbox als Übergangslösung.


Ein Barti-Baby beim Schlüpfen; auch wenn man noch so viel Mitleid mit dem Kleinen hat: Geburtshilfe ist nicht erlaubt! Gut zu erkennen ist auch das bereits eingefallene Ei oben rechts; die unteren drei Eischalen sind bereits leer

5. Pflege der Babys

Ist der Dotter vollständig absorbiert, können die Kleinen nun endlich in das Aufzuchtterra ziehen. Wir bedecken unsere Böden der Aufzuchtterras immer mit einer Lage Zeitungspapier und darauf eine oder mehrere Lagen Küchenpapier. So lässt sich das Terra leichter sauberhalten - und Sauberkeit ist in dieser frühen Phase sehr wichtig!


Ein Baby kurz nach dem Schlupf; das Vermiculit kann auf einem feuchten Küchenpapier gut abfallen

Wenn möglich, sollten die Babys in verschiedene, der Größe nach geordneten Gruppen, aufgeteilt werden; man könnte bspw. größere und kleinere Schlüpflinge voneinander trennen. So lässt sich verhindern, dass kleinere Tiere von den Größeren schon in dieser frühen Lebensphase unterdrückt werden; die unterdrückten Tiere werden so gut wie gar nicht mehr wachsen, was die Situation immer weiter verschlimmert.
Je mehr Terras zur Verfügung stehen und je besser man die Tierchen trennen kann, desto eher sinkt außerdem die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich gegenseitig die Schwänze oder Zehen anknabbern (ugs. oft als "Schwanzbeißer" bezeichnet).

Ansonsten gelten für die Babys natürlich die selben Pflegebedingungen wie für erwachene Bartagamen auch: täglich frisches Wasser sowie frisches Gemüse, Grünfutter und Obst, ergänzt um Lebendfutter, welches gerade für die Babys regelmäßig mit Vitaminpräparaten bestäubt sein sollte, ist natürlich obligatorisch. Die Kleinen werden in dieser Lebensphase unglaublich schnell wachsen; bis zu 2 cm die Woche ist durchaus normal. Dementsprechend ist natürlich auch ihr Futterverbrauch. Mehrere Fütterungen am Tag sollten schon angeboten werden (Faustregel: die Futtertiere sollten nicht länger sein als der Kopf der Bartagame breit ist). Auch wenn es einige Tage dauern kann, bis die Babys mit der Nahrungsaufnahme beginnen, sollte trotzdem Futter angeboten werden. Trinkwasser verabreicht man, ebenso wie bei adulten Artgenossen, am besten mit einer kleinen Spritze oder einer Pipette.

Neben ausreichender Beleuchtung, mindestens einem Hitzespot (40 Grad dürfen unter dem Spot schon erreicht werden) sowie kälteren Rückzugsmöglichkeiten darf natürlich gerade bei Kleintieren in der Wachstumsphase UV-A- und UV-B- Bestrahlung nicht fehlen. Empfehlenswert ist auch hier die Osram Vitalux, wobei die kleinen Tierchen zunächst natürlich nur wenig Strahlung abbekommen sollten; fünf Minuten täglich aus einer Entfernung von ca. einem Meter sind zunächst genug. Später darf ruhig 20 Minuten bestrahlt werden.

Bei Beachtung dieser Punkte sollte nun der gesunden Entwicklung unserer kleinen Zöglinge nichts mehr im Wege stehen.

Foto des Monats
 
°°°NEWSLETTER°°°
 
Meldet euch bei unserem Newsletter
an und ihr erfahrt immer top aktuell
was es bei uns Neues gibt.
Counter
 
neue bekanntschaften
 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden